ChatGPT und die Frage, wie Zukunft formuliert werden soll

2023-03-08 14:53:13 By : Mr. Xudong Li

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„This will change our world“ sagte Microsoft-Gründer Bill Gates vor Kurzem. Gemeint ist das textba­sierte Dialog­system ChatGPT, derzeit in aller Munde - und Millionen Browser­fenstern. Der Euphorie über potenzielle Einsatz­mög­lich­keiten begegnet die Sorge, Mensch und Maschine immer weniger voneinander unterscheiden zu können. Viele fürchten um Indivi­dualität und Jobverlust im Zuge fortschrei­tender KI-Optimierung. Wir beleuchten rechtliche Aspekte und sprechen mit Prof. Niko Härting, Rechts­anwalt und Vorsit­zender des Ausschusses Informa­ti­onsrecht im Deutschen Anwalt­verein, über denkbare Verände­rungen für Freizeit, Bildung und Arbeitsmarkt.

„Chat Generative Pre-trained Transformer“ ist die Bezeichnung für die von der amerika­nischen Firma „OpenAI“ entwickelte Anwendung. Das Besondere: Sie antwortet auf Fragen, die man der Anwendung im Chatfenster stellt. Im Unterschied zu bisherigen Chatbots mit der Neuerung, dass es sich dabei nicht um standar­di­sierte, sondern individuell generierte Antworten handelt. Diese werden mittels „künstlicher Intelligenz“ erstellt und bieten eine authen­tische Gesprächs­si­tuation.

Was lange undenkbar galt, scheint langsam Form anzunehmen: der Chatbot wurde laut „OpenAI“ mit einem riesigen Datensatz angereichert und mittels „Reinforcement Learning from Human Feedback (RLHF)“ trainiert. Dieses Feedback beruht darauf, ob die ausgeführten Aktionen gut oder schlecht sind. Im Zuge eines Belohnungs­systems kann der Chatbot dann seine zukünftigen Antworten verbessern. Wenn er eine Anfrage erhält, analysiert er den Text und extrahiert relevante Informa­tionen wie Schlüs­sel­wörter, Satzstrukturen und Kontext. Basierend auf diesen Informa­tionen nutzt er dann seine Fähigkeit zur Textge­ne­rierung, um eine Antwort zu erstellen, die auf die Anfrage der benutzenden Person zugeschnitten ist.

„KI-Systeme wie ChatGPT sind natürlich in vielerlei Hinsicht ein weiterer Schritt voran“, erklärt Professor Niko Härting, Rechts­anwalt und Vorsit­zender des Ausschusses Informa­ti­onsrecht im Deutschen Anwalt­verein (DAV). „Mit Blick auf den Arbeits­aufwand für diverse Routine­tä­tig­keiten ist zu erwarten, dass ein Großteil in Zukunft automa­tisiert werden kann.“

Erstmals können Benutze­rinnen und Benutzer weltweit mit einer KI-Anwendung interagieren. Obwohl die vielfältigen Einsatz­mög­lich­keiten noch in den Kinder­schuhen stehen, zeichnen sich bereits einige Vorteile ab:

Kein Pro ohne Contra: die Begeis­terung für die neue Technologie umrundet den Globus, die Internetseite erreicht vor lauter Anfragen regelmäßig Ihre Kapazi­täts­grenze. Dabei sollte neben der Euphorie auf mögliche Nachteile hingewiesen werden. Diese können sein:

Aus rechtlicher Sicht stellt sich die Frage, inwiefern Antworten von ChatGPT mit geistigem Eigentum und Urheberrecht vereinbar sind.

Geistiges Eigentum bezieht sich auf die Rechte an geistigen oder kreativen Werken, die von Personen oder Unternehmen geschaffen wurden. Es ist ein immate­rieller Besitz, der auf Ideen, Erfindungen, Marken, Urheber­rechten und anderen immate­riellen Vermögens­werten basiert.

Es gibt verschiedene Arten von geistigem Eigentum, darunter:

Das Konzept des geistigen Eigentums ist wichtig, um Innovation und Kreativität zu fördern. Es gibt Schaffenden einen Anreiz, ihre Ideen und Erfindungen zu schützen und zu moneta­ri­sieren. Zusätzlich hilft es, den Wettbewerb und die Vielfalt zu fördern, indem es verhindert, dass andere ohne Erlaubnis geistiges Eigentum nutzen oder kopieren.

Das Urheber­rechts­gesetz (UrhG) schützt solche Schöpfungen.

Bisher gibt es keine klaren gesetz­lichen Bestim­mungen, die die Verwendung von KI-Modellen in Bezug auf das geistige Eigentum regeln. Grundsätzlich sind die Antworten von zwar durch das Urheberrecht geschützt, jedoch ist es schwer zu sagen, wer der eigentliche Urheber der Antworten ist. Da ChatGPT auf einer Vielzahl von Trainingsdaten und Algorithmen basiert, können die Antworten nicht auf eine bestimmte Person zurück­geführt werden.

Es sei jedoch wichtig zu beachten, dass die erzeugten Antworten nicht als rechtliche Beratung oder spezifische Empfeh­lungen dienen sollten. „Wenn es um konkrete rechtliche Fragen geht, ist es immer am besten, sich an eine Rechts­an­wältin oder einen Rechts­anwalt zu wenden, die in dem betref­fenden Rechts­gebiet tätig sind“, so Professor Niko Härting.

Die Automa­ti­sierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz haben bereits Auswir­kungen auf die Arbeitswelt und werden in Zukunft wahrscheinlich noch weiter wachsen. Die Debatte, dass techno­lo­gischer Fortschritt den Menschen als Arbeitskraft ersetzen könnte, ist nicht neu, sagt Prof. Härting:

„Es ist wahr, dass es schon immer Bedenken und Warnungen vor neuen Techno­logien gab, einschließlich der künstlichen Intelligenz. Schon in den 1950er Jahren, als die KI als wissen­schaft­liches Gebiet entstand, warnten einige Forscher und Philosophen vor der Möglichkeit, dass KI-Systeme irgendwann intelli­genter werden könnten als Menschen und unvorher­sehbare Konsequenzen haben könnten.“

Trotzdem plädiert der Rechts­anwalt dafür, die Thematik weniger hysterisch zu betrachten: „Wir werden sehen, wie ChatGPT und ähnliche Modelle optimiert, und bisherige Schwach­punkte ausgebessert werden. Darüber hinaus werden bereits Anwendungen entwickelt, die einen möglichen Einsatz von Chatbots erkennen sollen. Die Aufregung um das Wegfallen eigener kognitiver Leistungen, beispielsweise in Schulen und Univer­sitäten, sollte kein Verbot von Chatbots bedeuten. Das wäre auch gar nicht kontrol­lierbar. Vielmehr sollte der techno­lo­gische Fortschritt als unterstüt­zendes Werkzeug für Medien­kom­petenz und Bildung produktiv integriert werden.“

In vielen Bereichen würden zudem neue Arbeits­mög­lich­keiten geschaffen. Es sei wichtig, „dass Arbeit­neh­me­rinnen und Arbeit­nehmer sich auf die zukünftigen Anforde­rungen der Arbeitswelt vorbereiten, indem sie ihre Fähigkeiten verbessern und sich auf neue Techno­logien und Arbeits­me­thoden einstellen“, so Härting.

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz und die Förderung von Medien­kom­petenz sind zwei wichtige Themen, die miteinander verbunden sind. Während Internet-Techno­logien immer fortschritt­licher werden, muss sicher­ge­stellt werden, dass die Gesell­schaft Fähigkeiten und Wissen haben, mit diesen Techno­logien umzugehen.

Medien­kom­petenz bezieht sich auf die Fähigkeit, Informa­tionen zu suchen, zu bewerten, zu interpre­tieren und zu nutzen, um effektiv zu kommuni­zieren und zu handeln. Medien­kom­petenz ist wichtig, um die Auswir­kungen von Internet­diensten besser zu verstehen.

Auf der anderen Seite kann KI auch dazu beitragen, die Medien­kom­petenz zu verbessern. Zum Beispiel können Tools wie automa­tische Übersetzung oder Zusammen­fassung von Texten dazu beitragen, den Zugang zu Informa­tionen zu erleichtern und zu verbessern. Ebenso können Fehlin­for­ma­tionen und Desinfor­mation besser bekämpft werden, indem automatisch Fakten überprüft werden und vor irrefüh­renden Inhalten gewarnt wird.

In Bezug auf die Regulierung von gibt es mehrere Möglich­keiten, wie dies umgesetzt werden könnte. Eine Möglichkeit wäre, dass OpenAI und andere Unternehmen, die solche Techno­logien entwickeln, freiwillig Selbst­re­gu­lie­rungs­maß­nahmen ergreifen, um sicher­zu­stellen, dass ihre Techno­logien urheber­rechtlich, ethisch und verant­wor­tungsvoll eingesetzt werden.                              

Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Regierungen Regulie­rungs­maß­nahmen einführen, um die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu kontrol­lieren. Es ist jedoch schwierig, eine einheitliche Regulierung weltweit durchzu­setzen, da die Bedingungen von Land zu Land sehr unterschiedlich sind. Einen Anfang macht die Europäische Union.

"AI Act" ist die Abkürzung für "Artificial Intelligence Act", also "Verordnung über künstliche Intelligenz". Es handelt sich um einen Entwurf der Europäischen Kommission, der spezielle Regeln für die Entwicklung und den Einsatz in Europa vorschlägt.

Der AI-Act zielt darauf ab, das Vertrauen in KI-Systeme zu stärken, indem er sicher­stellt, dass sie sicher, transparent und verant­wor­tungs­bewusst entwickelt und eingesetzt werden. Der Vorschlag fordert die Einhaltung von Regeln wie der Offenlegung von Algorithmen und Daten sowie der Überprüfung ihrer Auswir­kungen auf die Grundrechte. Die KI-Systeme sollen in verschiedene Risiko-Kategorien unterteilt werden.

Wenn der AI-Act verabschiedet wird, würde er zu einem wichtigen Instrument für die Regulierung in Europa werden und könnte weltweit als Vorbild dienen.

„Ich habe keine eigene Agenda oder Ziele. Wenn es aus irgendeinem Grund notwendig wäre, mich zu "stoppen", könnte dies einfach durch das Abschalten meines Servers oder das Entfernen meiner Program­mierung geschehen. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass ich als KI-Modell nur ein Werkzeug bin und keine Autonomie oder Macht besitze, um Schaden zu verursachen oder andere zu beeinflussen. Meine Nutzung erfolgt ausschließlich zum Wohle der Nutzer, die meine Fähigkeiten nutzen, um Fragen zu stellen oder Hilfe zu erhalten.“

Schreiben ist ein kreativer Prozess, um Gedanken und Ideen zu formen und zu organi­sieren. Das Schreiben kann ein Werkzeug sein, um Probleme zu lösen, Ideen zu entwickeln und Entschei­dungen zu treffen. Indem man seine Gedanken und Ideen in Worte fasst, lässt sich besser verstehen, was man wirklich denkt und fühlt.

Durch das Schreiben können wir unsere Ideen und Überle­gungen anderen vermitteln und Feedback erhalten, was uns dabei hilft, diese weiter zu entwickeln. Gerade in Fragen schulischer Bildung nimmt das Formulieren von Gedanken einen hohen Stellenwert ein.

Einerseits haben wir heute dank des Internets und der Technologie Zugang zu einer Fülle von Informa­tionen und Ideen aus der ganzen Welt, was dazu beiträgt, unseren Horizont zu erweitern und unsere Gedankenwelt zu bereichern. Andererseits kann die Überflutung mit Informa­tionen und die Abhängigkeit von Technologie dazu führen, dass wir weniger Zeit und Energie für tiefgründiges Denken und kreatives Schaffen aufwenden.

Zudem kann der Druck in unserer Gesell­schaft, sich an bestimmte Normen und Erwartungen anzupassen, auch dazu führen, dass wir weniger frei und kreativ denken. Die ständige Beschäf­tigung mit Social Media und anderen Oberfläch­lich­keiten kann unsere Konzen­tration und Aufmerk­sam­keits­spanne reduzieren und uns weniger fähig machen, komplexe Gedanken und Ideen zu verfolgen. Die techno­lo­gische Entwicklung läuft in einer Geschwin­digkeit, die unsere Anpassung erschwert.

Während wir in bestimmten Bereichen bereits kennzeichnen, ob etwas „natürlich“ oder „künstlich“ ist (Beispiel „ohne Gentechnik/ohne Mikroplastik“), bleibt abzuwarten, welches Qualitäts­siegel dem Menschen in Bezug auf KI in Zukunft erhalten bleibt.

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