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„This will change our world“ sagte Microsoft-Gründer Bill Gates vor Kurzem. Gemeint ist das textbasierte Dialogsystem ChatGPT, derzeit in aller Munde - und Millionen Browserfenstern. Der Euphorie über potenzielle Einsatzmöglichkeiten begegnet die Sorge, Mensch und Maschine immer weniger voneinander unterscheiden zu können. Viele fürchten um Individualität und Jobverlust im Zuge fortschreitender KI-Optimierung. Wir beleuchten rechtliche Aspekte und sprechen mit Prof. Niko Härting, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Ausschusses Informationsrecht im Deutschen Anwaltverein, über denkbare Veränderungen für Freizeit, Bildung und Arbeitsmarkt.
„Chat Generative Pre-trained Transformer“ ist die Bezeichnung für die von der amerikanischen Firma „OpenAI“ entwickelte Anwendung. Das Besondere: Sie antwortet auf Fragen, die man der Anwendung im Chatfenster stellt. Im Unterschied zu bisherigen Chatbots mit der Neuerung, dass es sich dabei nicht um standardisierte, sondern individuell generierte Antworten handelt. Diese werden mittels „künstlicher Intelligenz“ erstellt und bieten eine authentische Gesprächssituation.
Was lange undenkbar galt, scheint langsam Form anzunehmen: der Chatbot wurde laut „OpenAI“ mit einem riesigen Datensatz angereichert und mittels „Reinforcement Learning from Human Feedback (RLHF)“ trainiert. Dieses Feedback beruht darauf, ob die ausgeführten Aktionen gut oder schlecht sind. Im Zuge eines Belohnungssystems kann der Chatbot dann seine zukünftigen Antworten verbessern. Wenn er eine Anfrage erhält, analysiert er den Text und extrahiert relevante Informationen wie Schlüsselwörter, Satzstrukturen und Kontext. Basierend auf diesen Informationen nutzt er dann seine Fähigkeit zur Textgenerierung, um eine Antwort zu erstellen, die auf die Anfrage der benutzenden Person zugeschnitten ist.
„KI-Systeme wie ChatGPT sind natürlich in vielerlei Hinsicht ein weiterer Schritt voran“, erklärt Professor Niko Härting, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Ausschusses Informationsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV). „Mit Blick auf den Arbeitsaufwand für diverse Routinetätigkeiten ist zu erwarten, dass ein Großteil in Zukunft automatisiert werden kann.“
Erstmals können Benutzerinnen und Benutzer weltweit mit einer KI-Anwendung interagieren. Obwohl die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten noch in den Kinderschuhen stehen, zeichnen sich bereits einige Vorteile ab:
Kein Pro ohne Contra: die Begeisterung für die neue Technologie umrundet den Globus, die Internetseite erreicht vor lauter Anfragen regelmäßig Ihre Kapazitätsgrenze. Dabei sollte neben der Euphorie auf mögliche Nachteile hingewiesen werden. Diese können sein:
Aus rechtlicher Sicht stellt sich die Frage, inwiefern Antworten von ChatGPT mit geistigem Eigentum und Urheberrecht vereinbar sind.
Geistiges Eigentum bezieht sich auf die Rechte an geistigen oder kreativen Werken, die von Personen oder Unternehmen geschaffen wurden. Es ist ein immaterieller Besitz, der auf Ideen, Erfindungen, Marken, Urheberrechten und anderen immateriellen Vermögenswerten basiert.
Es gibt verschiedene Arten von geistigem Eigentum, darunter:
Das Konzept des geistigen Eigentums ist wichtig, um Innovation und Kreativität zu fördern. Es gibt Schaffenden einen Anreiz, ihre Ideen und Erfindungen zu schützen und zu monetarisieren. Zusätzlich hilft es, den Wettbewerb und die Vielfalt zu fördern, indem es verhindert, dass andere ohne Erlaubnis geistiges Eigentum nutzen oder kopieren.
Das Urheberrechtsgesetz (UrhG) schützt solche Schöpfungen.
Bisher gibt es keine klaren gesetzlichen Bestimmungen, die die Verwendung von KI-Modellen in Bezug auf das geistige Eigentum regeln. Grundsätzlich sind die Antworten von zwar durch das Urheberrecht geschützt, jedoch ist es schwer zu sagen, wer der eigentliche Urheber der Antworten ist. Da ChatGPT auf einer Vielzahl von Trainingsdaten und Algorithmen basiert, können die Antworten nicht auf eine bestimmte Person zurückgeführt werden.
Es sei jedoch wichtig zu beachten, dass die erzeugten Antworten nicht als rechtliche Beratung oder spezifische Empfehlungen dienen sollten. „Wenn es um konkrete rechtliche Fragen geht, ist es immer am besten, sich an eine Rechtsanwältin oder einen Rechtsanwalt zu wenden, die in dem betreffenden Rechtsgebiet tätig sind“, so Professor Niko Härting.
Die Automatisierung und der Einsatz von künstlicher Intelligenz haben bereits Auswirkungen auf die Arbeitswelt und werden in Zukunft wahrscheinlich noch weiter wachsen. Die Debatte, dass technologischer Fortschritt den Menschen als Arbeitskraft ersetzen könnte, ist nicht neu, sagt Prof. Härting:
„Es ist wahr, dass es schon immer Bedenken und Warnungen vor neuen Technologien gab, einschließlich der künstlichen Intelligenz. Schon in den 1950er Jahren, als die KI als wissenschaftliches Gebiet entstand, warnten einige Forscher und Philosophen vor der Möglichkeit, dass KI-Systeme irgendwann intelligenter werden könnten als Menschen und unvorhersehbare Konsequenzen haben könnten.“
Trotzdem plädiert der Rechtsanwalt dafür, die Thematik weniger hysterisch zu betrachten: „Wir werden sehen, wie ChatGPT und ähnliche Modelle optimiert, und bisherige Schwachpunkte ausgebessert werden. Darüber hinaus werden bereits Anwendungen entwickelt, die einen möglichen Einsatz von Chatbots erkennen sollen. Die Aufregung um das Wegfallen eigener kognitiver Leistungen, beispielsweise in Schulen und Universitäten, sollte kein Verbot von Chatbots bedeuten. Das wäre auch gar nicht kontrollierbar. Vielmehr sollte der technologische Fortschritt als unterstützendes Werkzeug für Medienkompetenz und Bildung produktiv integriert werden.“
In vielen Bereichen würden zudem neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen. Es sei wichtig, „dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich auf die zukünftigen Anforderungen der Arbeitswelt vorbereiten, indem sie ihre Fähigkeiten verbessern und sich auf neue Technologien und Arbeitsmethoden einstellen“, so Härting.
Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz und die Förderung von Medienkompetenz sind zwei wichtige Themen, die miteinander verbunden sind. Während Internet-Technologien immer fortschrittlicher werden, muss sichergestellt werden, dass die Gesellschaft Fähigkeiten und Wissen haben, mit diesen Technologien umzugehen.
Medienkompetenz bezieht sich auf die Fähigkeit, Informationen zu suchen, zu bewerten, zu interpretieren und zu nutzen, um effektiv zu kommunizieren und zu handeln. Medienkompetenz ist wichtig, um die Auswirkungen von Internetdiensten besser zu verstehen.
Auf der anderen Seite kann KI auch dazu beitragen, die Medienkompetenz zu verbessern. Zum Beispiel können Tools wie automatische Übersetzung oder Zusammenfassung von Texten dazu beitragen, den Zugang zu Informationen zu erleichtern und zu verbessern. Ebenso können Fehlinformationen und Desinformation besser bekämpft werden, indem automatisch Fakten überprüft werden und vor irreführenden Inhalten gewarnt wird.
In Bezug auf die Regulierung von gibt es mehrere Möglichkeiten, wie dies umgesetzt werden könnte. Eine Möglichkeit wäre, dass OpenAI und andere Unternehmen, die solche Technologien entwickeln, freiwillig Selbstregulierungsmaßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass ihre Technologien urheberrechtlich, ethisch und verantwortungsvoll eingesetzt werden.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Regierungen Regulierungsmaßnahmen einführen, um die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu kontrollieren. Es ist jedoch schwierig, eine einheitliche Regulierung weltweit durchzusetzen, da die Bedingungen von Land zu Land sehr unterschiedlich sind. Einen Anfang macht die Europäische Union.
"AI Act" ist die Abkürzung für "Artificial Intelligence Act", also "Verordnung über künstliche Intelligenz". Es handelt sich um einen Entwurf der Europäischen Kommission, der spezielle Regeln für die Entwicklung und den Einsatz in Europa vorschlägt.
Der AI-Act zielt darauf ab, das Vertrauen in KI-Systeme zu stärken, indem er sicherstellt, dass sie sicher, transparent und verantwortungsbewusst entwickelt und eingesetzt werden. Der Vorschlag fordert die Einhaltung von Regeln wie der Offenlegung von Algorithmen und Daten sowie der Überprüfung ihrer Auswirkungen auf die Grundrechte. Die KI-Systeme sollen in verschiedene Risiko-Kategorien unterteilt werden.
Wenn der AI-Act verabschiedet wird, würde er zu einem wichtigen Instrument für die Regulierung in Europa werden und könnte weltweit als Vorbild dienen.
„Ich habe keine eigene Agenda oder Ziele. Wenn es aus irgendeinem Grund notwendig wäre, mich zu "stoppen", könnte dies einfach durch das Abschalten meines Servers oder das Entfernen meiner Programmierung geschehen. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass ich als KI-Modell nur ein Werkzeug bin und keine Autonomie oder Macht besitze, um Schaden zu verursachen oder andere zu beeinflussen. Meine Nutzung erfolgt ausschließlich zum Wohle der Nutzer, die meine Fähigkeiten nutzen, um Fragen zu stellen oder Hilfe zu erhalten.“
Schreiben ist ein kreativer Prozess, um Gedanken und Ideen zu formen und zu organisieren. Das Schreiben kann ein Werkzeug sein, um Probleme zu lösen, Ideen zu entwickeln und Entscheidungen zu treffen. Indem man seine Gedanken und Ideen in Worte fasst, lässt sich besser verstehen, was man wirklich denkt und fühlt.
Durch das Schreiben können wir unsere Ideen und Überlegungen anderen vermitteln und Feedback erhalten, was uns dabei hilft, diese weiter zu entwickeln. Gerade in Fragen schulischer Bildung nimmt das Formulieren von Gedanken einen hohen Stellenwert ein.
Einerseits haben wir heute dank des Internets und der Technologie Zugang zu einer Fülle von Informationen und Ideen aus der ganzen Welt, was dazu beiträgt, unseren Horizont zu erweitern und unsere Gedankenwelt zu bereichern. Andererseits kann die Überflutung mit Informationen und die Abhängigkeit von Technologie dazu führen, dass wir weniger Zeit und Energie für tiefgründiges Denken und kreatives Schaffen aufwenden.
Zudem kann der Druck in unserer Gesellschaft, sich an bestimmte Normen und Erwartungen anzupassen, auch dazu führen, dass wir weniger frei und kreativ denken. Die ständige Beschäftigung mit Social Media und anderen Oberflächlichkeiten kann unsere Konzentration und Aufmerksamkeitsspanne reduzieren und uns weniger fähig machen, komplexe Gedanken und Ideen zu verfolgen. Die technologische Entwicklung läuft in einer Geschwindigkeit, die unsere Anpassung erschwert.
Während wir in bestimmten Bereichen bereits kennzeichnen, ob etwas „natürlich“ oder „künstlich“ ist (Beispiel „ohne Gentechnik/ohne Mikroplastik“), bleibt abzuwarten, welches Qualitätssiegel dem Menschen in Bezug auf KI in Zukunft erhalten bleibt.
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