Rätselhafter Russland-Flug von München: Wer saß im Ambulanz-Jet nach Moskau?

2023-03-08 14:53:36 By : Ms. mary hou

Flüge nach Moskau sind seit gut einem Jahr wegen des Krieges in der Ukraine verboten. Umso mehr sorgt die Reise eines Ambulanzjets von München in die russische Hauptstadt für Spekulationen.

München / Nürnberg – Vergangenen Samstag hebt um 9.55 Uhr früh eine Bombardier Challenger 604 am Münchner Flughafen ab. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Frankfurt geht es nach Moskau, wo der Jet nach einer Viertelstunde wieder abhebt und nach Nürnberg fliegt.

Das Flugzeug gehört der Nürnberger Charterfluglinie FAI Rent-a-jet, die VIP-Flüge, Fracht- und Express-Kurier-Flüge sowie Ambulanzflüge durchführt. Unter anderem wurde der Kremlkritiker Alexej Nawalny nach seiner Vergiftung 2020 mit einem Ambulanzjet von FAI Rent-a-jet nach Berlin zur Behandlung in der Charité geflogen. FC-Bayern-Star Thomas Müller saß 2021 nach einer Coronainfektion im gleichen Flugzeug von Katar nach München, das jetzt nach Moskau und zurück flog.

Doch wer saß dieses Mal in dem Flieger nach Russland? Wegen des EU-Embargos gegen Russland sind keine Zivilflüge dorthin erlaubt – nur für medizinische Notfälle gibt es Ausnahmen.

Nach Informationen unserer Zeitung handelte es sich um den Rücktransport einer Person nach einer ärztlichen Behandlung nach Russland.

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Auf russischen Telegram-Kanälen wird nach Angaben des Bloggers Christo Grozev vom Rechercheteam Bellingcat darüber spekuliert, der russische Oligarch Sergej Roldugin (51) könne der Patient gewesen sein, der transportiert wurde. Grozev und sein Team hatten die russischen Agenten, die die Giftanschläge auf Sergei Skripal und Alexei Nawalny verübten, identifiziert.

Roldugin ist Cellist am Konservatorium in Leningrad, aber auch milliardenschwerer Geschäftsmann. Er gilt als Vermögensverwalter von Waldimir Putin, er ist Taufpate von dessen Tochter Maria (37).

Wurde Roldugin oder ein anderer russischer Oligarch in München medizinisch behandelt? Wurde ein russischer Soldat in Deutschland operiert? FAI Rent-a-jet verweigert jegliche Auskunft.

Das Bundesverkehrsministerium erklärt: „Für das Luftfahrzeug mit der Kennung D-AFAA besteht eine allgemeine Aus- und Einflugerlaubnis.“ Das Ministerium prüfe, ob eine Verstoß gegen Sanktionsbestimmungen vorliege.

Laut Münchner Flughafen sind Ambulanzflüge nach Russland derzeit äußerst selten, in den vergangenen Wochen habe es keinen einzigen gegeben.

Am heutigen Dienstag erklärte das Bundesverkehrsministerium: „Die Passagiere sind russische Staatsbürger und stehen nicht auf einer Sanktionsliste.“ Somit käme Roldugin nicht als Passagier in Betracht, denn er steht auf der EU-Sanktionsliste. Es stellt sich allerdings die Frage, welcher russischer Staatangehörige sich solch einen teuren Flug leisten kann.

Doch der zweite Satz, mit dem sich der Ministeriumsprecher Fragen zum Flug beantwortet, ist noch mysteriöser: „ Der Flug Frankfurt-Moskau wurde nach unseren Erkenntnissen als medizinischer Evakuierungsflug unter ärztlicher Begleitung durchgeführt.“   Der Transport sei auf Empfehlung des behandelnden Arztes durchgeführt worden. Wieso ein Patient aus Frankfurt Richtung Moskau evakuiert werden muss, bleibt rätselhaft.

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